Kratzer im Image von WWF

Bei der ARD gibt es eine hochinteressante Doku über das vermeintliche Umweltimage des WWF:

(Link zur ARD-Mediathek, wird dort vermutlich in etwa 2 Wochen gelöscht)

Die ganze Organisation bekommt in dem Film “Der Pakt mit dem Panda” eine Orwell’sche Fratze. Auf Borneo verleihen sie Palmölkonzernen ein grünes Nachhaltigkeitssiegel dafür, dass ein Ministück Regelwald erhalten bleibt in einer Plantage, die bis zum Horizont reicht. Die Bauern werden enteignet oder eingesperrt. In Indien werden Bauerndörfer entvölkert, um Tiger-Reservate ohne Tiger zu gründen, in denen westliche Touristen dann für 10.000 $ mit dem WWF auf Fotosafari gehen können.

Der filmische Stil ähnelt Dokus wie “Let’s make Money” oder “We feed the world“. Ein sonorer Sprecher (Hans-Peter Bögel) berichtet mit leicht resignierendem Unterton, die langsame Musik aus klagenden Streichern und dumpfen Tönen ist im Grunde manipulativ, wenn auch nicht allzu offensichtlich.

Die Darsteller dieser Doku kommen einem bekannt vor: Unsympathische Männer, deren dicker Hals aus den zu engen Hemdkrägen quillt, dicke Kapitalisten und Lobbyisten die ihre Mutter verkaufen würden – oder zumindest die Gesundheit ihrer Landesbevölkerung. Natürlich fällt wieder der Name Monsanto, der Argentinien scheinbar bereits in eine pestizidgetränkte Soja-Monokultur verwandelt hat. Der WWF sorgt dann dafür, dass das Gen-Soja irgendwie ein “Nachhaltigkeits”-Siegel bekommt. Geld fließt, Posten werden vergeben, Runde Tische gegründet, eine Hand wäscht die andere. Oft genug besteht sogar schon Personalunion zwischen Agrar-Industrie und WWF (bzw. in der Vergangenheit oft Militärjunta und WWF).

Dann die jung-dynamische marktgläubige WWF-Rednerin, die beim Stelldichein der Bioethanol-Branche vorspricht: Der WWF sei nicht wie “andere” Naturschutzorganisationen sagt sie, isst die Schnittchen, die ihr von der Bioethanol-Lobby kredenzt werden, und ist stolz, dass die Industrie wenigstens mit dem WWF spricht und wage Versprechen über Nachhaltigkeit abgibt. Erfolgsbeispiele möchte sie keine nennen. Ebenso wenig im deutschen Fernsehen den Standpunkt des WWF in Bezug auf Gentechnik. Der Chef in den USA ist nämlich bekennender Anhänger der Gen-Food-“Heilslehre” – sehr zum Vergnügen der großen Agrarkonzerne.

Klassische Antagonisten, denen man meint, schon an der Mimik anzusehen, wenn sie mit der Wahrheit ringen.

Auf der Protagonisten-Seite stehen ebenfalls bekannte Archetypen. Der Indiohäuptling, der herrlich naiv im Schlusswort davon redet, dass ihn selbst Soldaten nicht aus seinem heiligen Urwald vertreiben könnten… geschädigte oder vertriebene Bauern in Argentinien und Borneo in ihren Dörfern, verbrannten Wäldern und klapprigen Autos… Enthüllungsjournalisten vor ihrem Computer…

Auch wenn die Macher der Dokumentation die Bilder bedienen, die man bereits im Kopf hat, wenn es um gut & böse im Regenwald-Abholz-Business geht, ist sie empfehlenswert. Und sollte auch nur die Hälfte all dessen wahr sein, so gilt die “Wir haben ja nichts gewusst”-Ausrede jetzt nicht mehr.

Links:

  • SZ-Artikel
  • “Faktencheck” zum Film durch den WWF. Naja, das liest sich schon sehr nach Schadensbegrenzung. Insbesondere die angeblich neutrale bis ablehnende Haltung zu Gentechnik wird im Film durch O-Töne widerlegt. Hier die Gegen-Faktencheck-Wiki.

Tags:

One Comment